Etwa 50 Mitglieder des Mellumrates trafen sich am Samstag, den 30.11., im Nationalparkhaus Dangast zu ihrem diesjährigen Herbsttreffen. Neben den Berichten aus den Schutzgebieten Wangerooge, Minsener Oog, Mellum und dem Sager Meer erläuterte Frank Apfelstaedt vom Naturschutzring Dümmer (NARI) die besonderen Herausforderungen am Dümmer See. Schon seit den 50er Jahren hat sich der Mellumrat auch für die Belange dieses Binnengewässer eingesetzt, vor allem vor dem Hintergrund der Eindeichungen und deren ökologischen Folgeerscheinungen. In Dangast wurden nun Sanierungsmaßnahmen wie der Röhrichtschutz erläutert, aber auch die schwierige Situation der Trauerseeschwalbe. Mit künstlichen Nistinseln unterstützt man schon seit längerem die Brutbedingungen dieser Vogelart, musste aber nach ersten Erfolgen einen verstärkten Rückgang an Bruterfolgen beobachten. Mit sogenannten Wildkameras suchte man die Vermutung einer verstärkten Prädation zu belegen, dabei war man von der Vielzahl der Aufnahmen mit springenden Karpfen in der Nähe der Gelege überrascht. Diesem Vortrag war der Bericht von Sabine Baumann über das Sager Meer vorausgegangen, einem Schutzgebiet, das gegenüber den Inseln eher im Hintergrund bleibt. Sie wies auf die unverändert ungünstige Sachlage dieses Naturschutzgebietes hin: Ein ursprünglich nährstoffarmes Gewässer wird durch die benachbarten landwirtschaftlichen Flächen und den entsprechenden Entwässerungsgräben nachhaltig beeinträchtigt. Durch Maßnahmen wie Entkusseln (Beseitigung junger Gehölze) und einer erweiterten extensiven Flächennutzung versucht man, dem zu begegnen. Doch weiterer Handlungsbedarf ist dringend erforderlich, insbesondere ein Anheben des Wasserstandes und eine Verringerung des Nährstoffeintrages.
Nach der Pause erläuterte Bernd Oltmanns von der Nationalparkverwaltung (Dezernat Naturschutz) eine kurze Zusammenfassung von zehn Jahre UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Hier gelten vor allem die Kriterien Dynamik, Diversität und Internationalität. Die geologische Dynamik dieses besonderen Lebensraumes wird beobachtet und gefördert (Renaturierungsmaßnahmen wie z.B. am Langwarder Groden), gleichzeitig gilt es die biologische Diversität zu wahren. Zudem sollen die internationalen Verflechtungen dieses Lebensraumes auch im Naturschutz verstärkt werden. Konkret: die Zusammenarbeit mit anderen Naturschutzgebieten und -institutionen an der Route der Zugvögel wird in Kommunikation und Praxis intensiviert. Vor Ort stellen allerdings die Neobiota in den Schutzgebieten, vor allem auf den Inseln, eine besondere und auch nicht widerspruchsfreie Herausforderung dar. Mit Interesse hörten die TeilnehmerInnen dieses Treffens den Ausführungen über die Maßnahmen auf den Inseln zur Eingrenzung z.B. von Igeln zu. Die Igel stellen eine völlig artfremde Fauna auf der Insel dar und verursachen als Prädatoren in den Gelegen von Brutkolonien einen nicht unbeträchtlichen Schaden.
Zum Schluss dieses ausgesprochen anregenden Nachmittags zeigte Norbert Hecker ungewöhnliche Luftbilder, die das Wattenmeer in schillernden Farben und faszinierenden Strukturen zeigten. In Gestalt und Vielfalt hatte man zeitweise den Eindruck, auf eine exotische Welt zu schauen. Sie zeigten eine Intensität, die man mit der Küstenregion nicht zwingend assoziiert und den meisten Menschen auch verborgen bleibt. Norbert Hecker, Mitglied im Mellumrat und in der Nationalparkverwaltung verantwortlich für die Gebietsbetreuung Wangerooge, Minsener Oog und Mellum, geht Anfang 2020 in den Ruhestand. Auf dem Herbsttreffen wurde er für seine kenntnisreiche und beständige Arbeit geehrt – durchaus in der Hoffnung, dass er sein unermüdliches Engagement für den Naturschutz nun im Mellumrat fortsetzen möchte.