Das Projekt E-MobiSS treibt die Ladeinfrastruktur im Wattenmeer voran – erste Marinas setzen auf Elektromobilität
Wilhelmshaven, 25.09.2024 – Die Elektromobilität erreicht das Wattenmeer! Das Projekt E-MobiSS nimmt eine Vorreiterrolle beim Aufbau einer zukunftsfähigen Ladeinfrastruktur für Elektroboote ein. Die ersten Marinas an der niedersächsischen Küste haben begonnen, das Thema Ladeinfrastruktur aktiv anzugehen, um eine emissionsfreie Mobilität auf dem Wasser zu ermöglichen. Denn auch wie im Autobereich gibt es hier das Henne-Ei-Problem, d.h. ohne Ladeinfrastruktur wird es keine Motor- bzw. Segelboote mit Elektromotor geben.
Stadt Leer und weitere Standorte als Vorreiter für die Ladeinfrastruktur
Die Stadt Leer hat bei der Vorstellung des Ladeinfrastrukturkonzepts ihre Bereitschaft erklärt, Ladesäulen für Elektroboote am Wasser zu installieren, und setzt damit ein starkes Zeichen für den Ausbau der Elektromobilität auf dem Wasser. Ebenso haben der Zweckverband Neuharlingersiel und die Im-Jaich Marina in Bremerhaven, die von der Peckerson GmbH betrieben wird, Interesse daran bekundet, eine Vorreiterrolle bei der Einrichtung einer nachhaltigen Ladeinfrastruktur einzunehmen. Peckerson-Mitarbeiter Lars-Hendrik Siefken: „Wie ich unseren Eigentümer Herrn Jaich einschätze, wollen wir eine Vorreiterrolle in der Region einnehmen und eine Ladesäule installieren. Dann haben wir die Henne und warten auf die Eier.“
Im Auftrag der Nordseeheilbad Borkum GmbH (NBG) unter Förderung des Bundes, unterstützt von den Küstenlandkreisen sowie der Stadt Wilhelmshaven, hat GP JOULE Consult ein umfassendes Konzept für die Elektromobilität im maritimen Bereich ausgearbeitet. Das Konzept schafft die Grundlage für einen erfolgreichen Ausbau der Ladeinfrastruktur im Wattenmeer und zeigt, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um effektiv zur Umsetzung von nachhaltigen Mobilitätslösungen beitragen zu können. Am 25.09.2024 fand zur Präsentation dieses Konzepts durch Jan Lukas Hillendahl und Jona Welle von GP JOULE Consult eine Informationsveranstaltung im UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer Besucherzentrum in Wilhelmshaven statt. Durchs Programm moderierte Holger Wesemüller, Vorsitzender des Beirats für den Nationalpark „Niedersächsisches Wattenmeer“, der zusammen mit Christian Bahlke die Veranstaltung für den Mellumrat und die NBG organisiert hatte.
Christian Bahlke vom Mellumrat e.V. erklärt: „Der Ausbau der Ladeinfrastruktur im Wattenmeer ist ein entscheidender Schritt, um die CO2-Emissionen und andere Schadstoffe im Weltnaturerbe Wattenmeer zu reduzieren. Wir sind begeistert, dass Städte wie Leer und auch der Zweckverband Neuharlingersiel sowie die Im-Jaich Marina die Initiative ergreifen und Vorreiter in diesem Bereich sein möchten. Gemeinsam schaffen wir eine nachhaltige und innovative Lösung für die Zukunft des Wassersports.“
Das Projekt E-MobiSS verfolgt das Ziel, von der Ems bis zur Elbe einen Ladekorridor mit Streckenabschnitten von max. 30km für Elektroboote im Wattenmeer zu schaffen und hat die entscheidenden Standorte identifiziert, wo die Ladeinfrastruktur aufgebaut werden muss. Damit soll der Umstieg auf Elektroboote ermöglicht werden, ein Sektor, den das Land Niedersachsen bisher vernachlässigt hatte, wie die niedersächsische Umweltstaatssekretärin Anka Dobslaw in ihrem Grußwort einräumte. Dies wurde in der Diskussion an drei Standorten konkretisiert und an der niederländischen Seite der Emsmündung ergänzt durch Pieter van Kuppenveld, der die „Trilateral Wadden Sea Sailing Association“ vertrat.
Im Publikum der Veranstaltung war auch die Wirtschaftsförderung Schleswig-Holstein durch Ralph Tapken vertreten. Es wurde betont, dass für eine flächendeckende Ladeinfrastruktur im Wattenmeer selbstverständlich auch das benachbarte Bundesland Schleswig-Holstein einbezogen werden muss. Schleswig-Holstein hatte im vergangenen Jahr eine Förderrichtlinie für Elektroladesäulen veröffentlicht und dabei keinen Unterschied zwischen Autos und Booten gemacht – diese Art von Förderung gibt es in Niedersachsen bislang nicht. Hamburg unterstützt die Initiative E-MobiSS, ebenso der LandesSportBund Niedersachsen e. V. und Wassersportverbände auf Bundes- und Landesebene Niedersachsens. Darüber hinaus sind die Anrainerstaaten Dänemark und die Niederlande im trilateralen Verbund in der Erweiterung des Projekts bedacht, um eine einheitliche und nachhaltige Infrastruktur in der gesamten Region zu gewährleisten. Das Gemeinsame Wattenmeersekretariat würde Aktivitäten zur Ausweitung des Vorhabens auf das gesamte Wattenmeer über den Partnership Hub finanziell unterstützen.
Zur Konkretisierung präsentierte Friedrich Voss von Niedersachsen Ports sehr anschaulich die Pläne und Herausforderungen für die Häfen des Landes Niedersachsen, während Amir Baig von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV), der für den Ausbau der Ladeinfrastruktur auf Bundesebene verantwortlich ist, die bundesweiten Initiativen erläuterte. Außerdem nahm Herr Tobias Wanierke von der „Blauen Flagge“ teil, die sich für nachhaltige Wassersportaktivitäten und Umweltstandards in Marinas und Yachthäfen einsetzt. Die Bereitstellung der Ladeinfrastruktur wird in den Kriterienkatalog für die Zertifizierung der Standorte aufgenommen.
Über die Entwicklung von neuartigen elektrischen Antriebssystemen berichtete Adrian Patzak von der MOLABO GmbH. Christian Bahlke verwies auf die Übereinstimmung des Projektes mit der Initiative der Insel-Kommunen zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2030 und betonte die Vorzüge eines E-Antriebs für die Bootseigner, u.a. im Bereich Wartung, Manövrierbarkeit und Lärmvermeidung im Betrieb. Und Maria Bouillet als Beraterin für Elektromobilität in Häfen und Marinas zeigte den Weg auf, den jede Marina zu gehen hat, um zu einem nachhaltigen Wassertourismus zu gelangen.
Mit Unterstützung des Mellumrats wird sich nun im Rahmen des von der Niedersächsischen Wattenmeer-Stiftung geförderten Projektes ProWattfahrt, eine Arbeitsgemeinschaft formieren, die konsequent die Ziele des Projekts weiterverfolgt und sich für den Ausbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur im Wattenmeer einsetzen wird. Durch die Bündelung der Expertise und die enge Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure soll das Ziel einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Mobilitätslösung auf dem Wasser rasch umgesetzt werden.
Kontakt für Rückfragen: Christian Bahlke (Mellumrat e.V.) wattfossilfrei@mellumrat.de