Kiefernkreuzschnabel auf Mellum

Kiefernkreuzschnabel Mellum 05.10.2017, Foto: Stefan Czybik
Kiefernkreuzschnabel Mellum 05.10.2017, Foto: Stefan Czybik

Bis Ende Oktober ist die Insel Mellum mit Naturschutzwarten besetzt. Zu den Hauptaufgaben im Herbst, in dem das Wetter typischerweise eher ungemütlich ist, zählt die Beobachtung des Herbstzuges. Durch die exponierte Lage als Insel ist Mellum ein idealer Ort hierfür. Über das Meer ziehende Vögel suchen sich nach ihrem anstrengenden Zug einen Ort an dem sie sich erholen können. Dabei können die Vögel von den Naturschutzwarten gut erfasst und beobachtet werden. Am 05.10. konnten die Naturschutzwarte hierbei einen Kiefernkreuzschnabel beobachten. Kiefernkreuzschnäbel kommen nur ausnahmsweise in Mitteleuropa vor, das Hauptunterscheidungsmerkmal zum auch in Deutschland brütenden Fichtenkreuzschnabel sind der kräftigere Nacken und Schnabel. Am Gefieder sind die beiden Kreuzschnäbel nicht zu unterscheiden.

Kiefernkreuzschnabel Mellum 05.10.2017, Foto: Stefan Czybik
Kiefernkreuzschnabel Mellum 05.10.2017, Foto: Stefan Czybik

Der Kiefernkreuzschnabel brütet in kieferndominierten Nadelwäldern in Skandinavien und hält sich typischerweise auch ganzjährig als Teilzieher in diesen Gebieten auf. Es kommt allerdings immer wieder zu Invasionen, in denen sich das Verbreitungsgebiet erweitert. Die Invasionen von Kiefernkreuzschnäbeln fallen häufig mit denen der Fichtenkreuzschnäbel zusammen. Dieses Jahr wurden bereits auffällig viele Fichtenkreuzschnäbel in Deutschland beobachtet, was auf ein Invasionsjahr dieser hinweist. Auch auf Mellum konnten dieses Jahr schon 9 mal Fichtenkreuzschnäbel, meistens einzeln, beobachtet werden, so viele wie seit langem nicht mehr. Die letzten Beobachtungen von Fichtenkreuzschnäbeln stammen aus dem Jahr 2012.

Fichtenkreuzschnabel Mellum 07.09.2009, Foto: Andreas Knipping
Fichtenkreuzschnabel Mellum 07.09.2009, Foto: Andreas Knipping

Im letzten Invasionsjahr der Fichtenkreuzschnäbel in Deutschland 2013 konnten auf Mellum keine Fichten- oder Kiefernkreuzschnäbel beobachtet werden. Der Zug der Kreuzschnäbel hängt nicht wie bei vielen anderen Vogelarten mit den Jahreszeiten zusammen, sondern mit der Nahrungsverfügbarkeit in deren Verbreitungsgebiet.
Zur Hauptnahrung der Kiefernkreuzschnäbel gehören Kiefernsamen. Bei der Nahrungsaufnahme nutzt der Kiefernkreuzschnabel seinen spezialisierten Schnabel um die Schuppen der Zapfen zu Spreizen und anschließend mit der Zunge die Samen aus dem Zapfen zu holen.
Die Beobachtung des Kiefernkreuzschnabels fand kurz nach dem Durchzug von Sturm Xavier statt. Der Sturm hinterließ keine größeren Schäden an der Station, lediglich ein Wattmobil rollte den Abhang des Teiches hinunter. Auf der Insel sorgte der Wind für einen erhöhten Wasserstand und einige Dünen wurden überspült. Allerdings begünstigte der Nordwind auf der Rückseite des Sturmtiefs den Durchzug von nordischen Vogelarten. So kam auch der Kiefernkreuzschnabel auf die Insel. Er hielt sich allerdings nicht in der Mellumer Kiefer auf, sondern auf Rohrkolben im Teich der Insel. Dort konnte er für etwa 5 Minuten bei Sonnenschein und idealen Bedingungen beobachtet werden, bevor er weiter Richtung Süden, also Festland, zog.
Auch auf Wangerooge wurden diese Woche Kiefernkreuzschnäbel beobachtet. Man sollte also in den kommenden Tagen in geeigneten Habitaten sowie bei Zugvogelbeobachtungen auf Kreuzschnäbel eingestellt sein. Beobachtungen von Fichten- oder sogar Kiefern- oder Bindenkreuzschnäbeln können gerne auf ornitho.de gemeldet werden. Durch eine möglichst vollständige Erfassung der Vögel ist eine bessere Erforschung deren Verhaltens möglich.
Bei Verdacht auf eine der seltenen Arten sollten möglichst Belege angefertigt werden, da insbesondere die Unterscheidung von Fichten- und Kiefernkreuzschnäbeln sehr schwierig ist.