Minsener Oog – von wegen „unbewohnt“ !

Brandseeschwalbenkolonie auf Minsener Oog / Foto: © Mathias Heckroth, Mellumrat e.V.Minsener Oog beherbergt mehr als die Hälfte aller deutschen Brandseeschwalben

Die winzige Insel am Jadefahrwasser erfreut sich bei den eleganten Fliegern wachsender Beliebtheit. „Mit über 4.000 Paaren haben wir auf Minsener Oog etwa 60 % aller in Deutschland brütenden Tiere dieser Art“, sagt Dr. Dietrich Frank von der Naturschutz- und Forschungsgemeinschaft Mellumrat e.V., der die Vogelschutzinsel im UNESCO Weltnaturerbe Nationalpark Wattenmeer im Auftrag der Nationalparkverwaltung betreut.

Wenn es um den Nachwuchs geht, halten alle Seeschwalben zusammen. Ganz nahe beieinander brüten sie und wenn Gefahr von oben droht, fliegen alle zur Abschreckung und Vertreibung des Eindringlings auf. Sie schrecken auch vor gezielten Angriffen mit ihrem spitzen Schnabel nicht zurück – auch nicht beim Menschen.

Minsener Oog, Brandseeschwalben in Bewegung / Foto: © Mathias Heckroth, Mellumrat e.V.

Auf der Insel Minsener Oog fühlen sich auch noch andere Seeschwalben wohl: die wirklich winzige Zwergseeschwalbe, die weitgereiste Küstenseeschwalbe und die gut erforschte Flussseeschwalbe. Auch verschiedene Möwenarten, Austernfischer, Gänse und Enten bekommen hier ihren Nachwuchs und ziehen ihn groß. Alles in allem weit über 10.000 Brutpaare plus ihren Nachwuchs, so dass am Ende der Brutsaison gut 50.000 gefiederte Vögel die Insel bevölkern. Viele von ihnen „reisen“ nach der Kükenaufzucht bald wieder ab in ihre sehr fernen Überwinterungsgebiete. Für unsere Brandseeschwalben ist das die Westafrikanische Küste – manche Brandseeschwalbe legt dafür über 10.000 Kilometer zurück.

Bei so viel Natur kann man schnell übersehen, dass Minsener Oog zur Sicherung der Schifffahrt von Menschenhand erschaffen wurde. Sie wird vom Wasser- und Schifffahrtsamt verwaltet, das dort unter anderem einen Radarturm betreibt und ein waches Auge auf den Schiffsverkehr hat. So ist die Insel auch ein lebendiges Beispiel für eine gute Zusammenarbeit von Naturschutz Schifffahrtsverwaltung.

Der größte Teil der Vogelschutzinsel Minsener Oog ist als Ruhezone im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer der Natur vorbehalten und darf nicht betreten werden. Balz der Brandseeschwalben / Foto: Hans Uhlmann © Mellumrat e.VIn einem Besucherbereich kann man kann diese besondere Insel aber dennoch erleben – mehrere Wattwanderführer bieten dafür gezielte Führungen nach Minsener Oog an, auf denen auch die Naturschutzwarte des Mellumrats über die Natur von Minsener Oog informieren. Wer mehr über die Brandseeschwalben und ihre Verwandten erfahren will, kann dies auch bei den Zugvogeltagen des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer vom 09. bis 17. Oktober tun – auch im Rahmen der Zugvogeltage werden Wanderungen auch Minsener Oog angeboten.