Verein Jordsand koordiniert Plastikmüll-Monitoring in der deutschen Nordsee

Eissturmvögel fressen Plastikmüll auf dem Meer. Foto: Susanne Kühn/Wageningen Marine Research.Ahrensburg – Plastikmüll ist an der Nordseeküste ein großes Problem. Um herauszufinden, wie stark und mit welchem Müll das Meer belastet ist, werden seit 2002 von Norwegen bis Frankreich tote Eissturmvögel (Fulmarus glacialis) als sogenannte Indikatorart gesammelt und ihr Mageninhalt auf Plastikteile untersucht.

Der gemeinnützige Naturschutzverein Jordsand koordiniert nun nachträglich für die Jahre 2020 und 2021 das deutsche OSPAR-Monitoringprogramm im Auftrag des Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz im Rahmen des BundLänder-Ausschuss Nord- und Ostsee. „Während Müll an den Stränden für alle sichtbar ist, wissen wir über die Müllbelastung auf dem offenen Meer weit weniger. Der Eissturmvogel trägt dazu bei, diese Wissenslücke zu füllen“, sagt Projektleiterin Leonie Enners vom Verein Jordsand.

Eissturmvögel nehmen ihre Nahrung ausschließlich von der Meeresoberfläche auf offener See auf und verwechseln dabei treibende Müllteile mit Nahrung. Gemeinsam mit
der niederländischen Universität Wageningen Marine Research untersuchen die Vogelschützer:innen bis Ende des Jahres die in den beiden Vorjahren gesammelten Proben. Die Sammlung der Eissturmvogelspülsaumfunde erfolgt durch ein großes Netzwerk aus haupt- und ehrenamtlichen Unterstützer:innen wie Vogelwart:innen und Nationalpark-Ranger:innen. Wie groß das Müllproblem ist, erkennt man daran, dass seit mehr als 20 Jahren in fast allen tot aufgefunden Eissturmvögeln Plastikteile im Magen nachgewiesen werden. Laut Bundesamt für Naturschutz finden sich in rund 60 Prozent der Mägen toter Eissturmvögel an den Küsten der Nordsee sogar mehr als 0,1 Gramm Kunststoffe. Ziel
der Politik ist es, diesen Anteil auf 10 Prozent zu senken. Diesen Zielwert haben die OSPAR-Anrainerstaaten von Eissturmvögeln in der relativ unbelasteten kanadischen
Arktis abgeleitet. „Diese Daten zeigen, dass wir alle dringend mehr gegen die Verschmutzung unserer Meere unternehmen müssen“, appelliert Enners.