Wilhelmshaven, 1 Juli 2024 – Die Zahl der Kegelrobben im Wattenmeer und auf Helgoland nimmt weiter zu, wenn auch langsamer als im letzten Jahr. In den letzten fünf Jahren hat die Anzahl der Kegelrobbenjungen in dieser Region eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 9 Prozent verzeichnet. Die Gesamtzahl der Kegelrobben während des Fellwechsels stieg jährlich um 12 Prozent. Dies sind die Ergebnisse des jüngsten Berichts „Kegelrobben-Erhebung im Wattenmeer und Helgoland 2023-2024“, der im Rahmen der Trilateralen Zusammenarbeit zum Schutz des Wattenmeeres veröffentlicht wurde.
Die trilaterale Expertengruppe für Meeressäugetiere – bestehend aus Forschenden und Gebietsmanager*innen aus Dänemark, Deutschland und den Niederlanden – führt jedes Jahr koordinierte Luftbildzählungen im Wattenmeer und auf Helgoland durch. Während der Brutsaison von November 2023 bis Januar 2024 wurden insgesamt 2.547 Kegelrobbenjungtiere gezählt, was einem Anstieg von 1 Prozent im Vergleich zur vorherigen Saison entspricht. Mit 1.395 wurden die meisten Jungtiere im niederländischen Wattenmeer gezählt, ein Rückgang von 3 Prozent. Niedersachsen meldete mit 359 Jungtieren ebenfalls einen Rückgang. Allerdings verhinderten hier schlechte Witterungsbedingungen eine vollständige Erfassung einiger Kolonien. Auf Helgoland wurden mit 739 Jungtiere 16 Prozent mehr als 2022-23 gezählt. Im östlichen Teil des Wattenmeeres wurden während der grenzübergreifend koordinierten Zählungen keine Jungtiere registriert. Allerdings wurden später in der Saison vier säugende Jungtiere in Dänemark und zwei in Schleswig-Holstein beobachtet.
Sophie Brasseur, Mitverfasserin des Berichts und Forschende an der Universität Wageningen, sagte: „Im Vergleich zu früheren Zählungen scheint sich der Anstieg der Zahlen zu verlangsamen, vor allem bei den Jungtierzahlen. Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob dies auf eine Veränderung der Umweltbedingungen zurückzuführen ist oder ob die Zählungen durch das raue Wetter in dieser Saison beeinflusst wurden.“
Im März und April, während des Fellwechsels, wurde der Gesamtbestand der Kegelrobben gezählt. In diesem Jahr beobachteten die Expert*innen mit insgesamt 11.515 Kegelrobben einen Anstieg von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Mit 7.821 Tieren wurden etwa 67 Prozent des Kegelrobbenbestandes im niederländischen Wattenmeer gezählt. Gleichzeitig werden die östlichen Wattenmeergebiete stärker besiedelt, sodass die prozentuale Verteilung in den Niederlanden mit -3% leicht sinkt. Auf Helgoland wurden 14 Prozent der Kegelrobben gezählt, während Niedersachsen und Hamburg zusammen 12 Prozent des lokalen Bestandes aufwiesen. Im schleswig-holsteinischen Wattenmeergebiet wurden 286 Tiere gezählt, während Dänemark 361 Kegelrobben meldete, doppelt so viele wie im Vorjahr.
Die Kegelrobben sind die größten Raubtiere der Wattenmeerküste und gehören mit den Seehunden zu den bekanntesten Arten der Region. Obwohl das Wattenmeer-Seehundabkommen (Agreement on the Conservation of Seals in the Wadden Sea; WSSA) unter der Schirmherrschaft der Bonner Konvention für wandernde Wildtierarten die Kegelrobben nicht abdeckt, profitieren sie von ihrer Aufnahme in den zugehörigen Seehundmanagementplan. Dieser umfasst jährliche Zählungen, die erforderlich sind, um Entwicklungen bei den Robben- und Seehundbeständen und Schwankungen in ihrer geografischen Verbreitung in den Wattenmeerländern zu ermitteln. Diese Daten tragen zur umfassenden Erhaltung und dem Management der Kegelrobben- und Seehundpopulationen bei. Das Gemeinsame Wattenmeersekretariat (CWSS) fungiert als Sekretariat des Wattenmeer-Seehundabkommens.
Der Bericht ist als Download hier verfügbar: www.waddensea-worldheritage.org/2023-2024-grey-seal-report