Renaturierung ist ein Gewinn für den Nationalpark, für Einheimische und einen nachhaltigen Tourismus
Verspielte Priele, knisternde Wattkrebse und sich im Wind wiegende Blütenstände von Gräsern und Strandflieder: Bei so viel Idylle ist es kein Wunder, dass der Langwarder Groden in Butjadingen bei der Publikumswahl der Heinz Sielmann Stiftung und des Deutschen Wanderverbandes zum „Naturwunder des Jahres 2024“ auf den ersten Platz gewählt wurde. An diesem Ort kann man der Schönheit des Wattenmeeres besonders nah kommen und dennoch trockene Füße behalten. Ein Bohlensteg und Brücken führen barrierefrei über Wattflächen und Priele, Wanderwege durch die Salzwiesen, eine Vogel-Beobachtungshütte bietet Sicht- und Wetterschutz. Ein Naturerleben im sonst streng geschützten Nationalpark ist hier somit ohne Störung der Tier- und Pflanzenwelt möglich.
Doch worin besteht eigentlich dieses Naturwunder? Der Langwarder Groden in seiner jetzigen Ausprägung ist vor 10 Jahren durch eine Renaturierungsmaßnahme und den Wiederanschluss der vormals durch einen Deich begrenzten Fläche an das Tidegeschehen entstanden. Die zuvor gemähten oder beweideten landwirtschaftlichen Nutzflächen haben sich großräumig in eine Naturlandschaft zurückverwandelt, das Weltnaturerbe Wattenmeer mit Watt und Salzwiese wurde ein Stückchen größer gemacht. Und dieser Entwicklung kann man weiterhin zusehen. Jedes Jahr sehen die Priele ein wenig anders aus und haben sich weitere salzliebende wattenmeertypische Pflanzen angesiedelt. In der Vogelwelt hat der Rotschenkel, eine charakteristische Vogelart natürlicher Salzwiesen, das Regiment übernommen, wie jede und jeder in der Brutzeit eindrücklich und unmittelbar erleben kann. „Gab es vor der Maßnahme nur zwei Brutpaare, freuen wir uns heute über mehr 60 Paare von ihnen, die Renaturierung hat geklappt“, erklärt Nationalpark-Leiter Peter Südbeck. „Und auch zur Zugzeit der Vögel, wie jetzt kurz vor den 16. Zugvogeltagen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, tobt das Vogelleben im Groden: Löffler, Kiebitzregenpfeifer oder Große Brachvögel, ein großes Schauspiel, das man nicht verpassen sollte.“
Von der anfänglichen Skepsis und Ablehnung in der Region gegenüber der Öffnung des Vordeiches ist heute nichts mehr übriggeblieben, was sich auch darin zeigt, dass die Bewerbung zum „Naturwunder“ aus der Mitte der Bevölkerung Butjadingens kam. Einheimische wie Tourist*innen erfreuen sich an dieser landschaftlichen Besonderheit, die bereits 2019 als Qualitätswanderweg „Wanderbares Deutschland“ durch den Deutschen Wanderverband zertifiziert wurde.
Vorzeigeprojekt für UN-Dekade
Bis 2030 läuft zudem global die Dekade der Vereinten Nationen zur Wiederherstellung von Ökosystemen, und die EU hat sich mit ihrer Verordnung zur Wiederherstellung der Natur in diesem Jahr weitere Ziele gesteckt, um der Natur wieder mehr Raum zu geben. Auch im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer sind weitere solcher Renaturierungen von Sommerpoldern vorgesehen, für die der Langwarder Groden ein Musterbeispiel geworden ist.
https://www.zugvogeltage.de/veranstaltungen
https://www.sielmann-stiftung.de/news/detail/langwarder-groden-ist-naturwunder-des-jahres-2024