WATTfossilfrei – Ziel und Zweck

Der Schutz naturnaher Lebensräume und der Artenvielfalt wird immer wichtiger und ist über die Gebietsbetreuung der uns anvertrauten Schutzgebiete eine der Kernaufgaben des Mellumrats. Schutzgebiete sind dabei auf optimale Umweltbedingungen angewiesen, doch steht das trilaterale UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer unter Druck von verschiedenen Seiten. Neben dem Ausbau der Häfen und Fahrrinnen sowie der zunehmenden Großschifffahrt und Havarien, belasten unter anderem auch wachsende Freizeitaktivitäten, wie zum Beispiel die Sport- und Freizeitschifffahrt, den Naturraum Wattenmeer. Um die Ziele des Klimaschutzes zu erreichen, sollten daher auch Freizeitaktivitäten klimaneutral und nachhaltig gestaltet werden.

Der Mellumrat hatte sich daher 2020 entschlossen, auf letzterem Feld aktiv zu werden und beteiligte sich an einer Ausschreibung des Umweltbundesamtes (UBA) im Rahmen der Verbändeförderung. Mit dem vom Mellumrat beantragten Projekt „Fossilfreie Kleinschifffahrt im Weltnaturerbe“ wurde erstmalig eine Initiative ergriffen, um in der Freizeitschifffahrt den Wechsel von fossilen Schiffsantrieben zu klimafreundlichen Motoren zu fördern. Hierfür sollte mit relevanten Interessensgruppen eine gemeinsame zukunftsfähige Strategie entwickelt werden. Im Februar 2021 erhielten wir schließlich die erfreuliche Nachricht vom UBA, dass das beantragte Projekt bewilligt wurde und so konnten wir uns vom Juli 2021 bis zum April 2023 mit dem Projekt „WATTfossilfrei“ diesem spannenden Thema widmen können.

Im Fokus des Vorhabens stand für uns  die Sport- und Freizeitschifffahrt. Hier werden immer noch überwiegend herkömmliche Antriebe mit fossilen Brennstoffen eingesetzt. Auf natur-/wasserrechtlich geschützten Seen zählen elektrisch betriebene Boote zunehmend zum Standard. Doch im Wattenmeer gibt es hierfür kaum Ansätze, obwohl dies den trilateral vereinbarten Strategien für mehr Nachhaltigkeit in Mobilität und Tourismus im Weltnaturerbe sowie den Zielen von Biosphärenreservat und Nationalpark absolut entsprechen würde. Das UBA gibt den CO-Ausstoß von Sportbooten für 2018 mit 73.000 Tonnen an, das sind ca. 0,1 Prozent der Verkehrsemissionen in Deutschland. Die Nutzung dieselbetriebener Motoren birgt zudem weitere negative Erscheinungen wie Schwefel- und Stickoxidemissionen, Lärm sowie ölige Abfälle und Abwässer bei unsachgemäßem Gebrauch. Elektrische und wasserstoffbasierte Antriebe für Wasserfahrzeuge wurden bereits weiterentwickelt. Mit den Vorteilen Klimaneutralität, wenig Wartungsaufkommen sowie geringen Vibrations- und Lärmemissionen eignet sich ihr Einsatz besonders für Freizeitaktivitäten. Impulse zum Wechsel zu regenerativen Antriebsenergien sind daher wichtig. So fand die Umsetzung von Maßnahmen für solche Antriebe in der Wattenmeerregion Tatsächlich auch ein großes Interesse bei Kommunen, Hafenbetreibern, Wassersportvereinen sowie bei Wasser- und Naturschutzbehörden.

Als Beitrag zur Umsetzung trilateraler Strategien sowie der teilweise auch gesetzlich vereinbarten Ziele zum Klima- und Artenschutz, zur Nachhaltigkeit und schließlich zur Erreichung eines guten Zustandes der Übergangs- und Küstengewässer haben wir daher im Projekt eine Strategie für eine nachhaltige Freizeitschifffahrt entwickelt. Ziel war (und ist) es, dass möglichst zeitnah im Küstengebiet in der Kleinschifffahrt nur noch Wasserfahrzeuge mit klimafreundlichen Bootsmotoren neu zugelassen werden. Um dafür in Marinas/Häfen die technischen Voraussetzungen zu schaffen, sollen im Projekt auch der Ist-Status ermittelt und die Rahmenbedingungen für die anzustrebenden Ziele entwickelt werden. Dies erfolgte in dieser ersten Phase gemeinsam mit Hafen-/Marinabetreibern, Kommunen, sonstigen relevanten Behörden, Wassersportvereinen-/verbänden, Schiffseignern und Charteragenturen. Ein Höhepunkt des Projektes war das gemeinsam mit den Partnern erarbeitete „Memorandum of Understanding“ (MoU), welches auf der 14. trilateralen Wattenmeer-Regierungskonferenz vom 28.11. – 01.12. 2022 in Wilhelmshaven zur Annahme vorgelegt wurde.

Obwohl primär nicht im Fokus stehend, sollten die Projektergebnisse auch wesentliche Erkenntnisse für die Machbarkeit des Vorhabens, andere Fahrzeugbereiche wie Behörden- und Fährschiffe oder auch Versorgerschiffe für Offshore-Windparks mit nachhaltigen Antriebssystemen ausstatten und versorgen zu können, erbringen. Das Wadden Sea Board (Steuerungs- bzw. Aufsichtsgremium der trilateralen Wattenmeerkooperation) hat die „grünen“ NGOs der drei Wattenmeerstaaten ermutigt, ein weiterführendes Vorhaben zur Schifffahrt auch trilateral weiterzuentwickeln. Somit war  dieses Projekt ein guter Wegbereiter und wird hoffentlich entsprechende Aufmerksamkeit erzielen.

Unter der Leitung der Ostfriesische Inseln GmbH wird diese Projekt nun in einer zweiten Phase und in einem größeren Umfang fortgesetzt.

WATTFossilfrei ist außerdem eingebettet in die Projektarbeit des Waddensea Forum (vgl. Link / scroll to bottom)

Links zu konstruktiven Beispielen für nachhaltige Bootsmotoren finden Sie hier

Das Projektfaltblatt können Sie hier abrufen.