Studie zeigt starke Rückgänge bei europäischen Brutvogelarten

Münster – Eine neue Studie des European Bird Census Council zeigt, dass in der europäischen Union in den letzten 40 Jahren ca. 600 Millionen Brutvögel verloren gegangen sind. Insbesondere häufige und weit verbreitete Vogelarten haben stark abgenommen. Das pan-europäische Brutvogelmonitoring (PECBMS) und die Berichte zur Vogelschutzrichtlinie wurden als Datengrundlage genutzt, die in Deutschland vom Dachverband Deutscher Avifaunisten zusammengetragen wird.

Wissenschaftler der Royal Society for the Protection of Birds, von BirdLife International und der Czech Society for Ornithology analysierten für eine wissenschaftliche Studie Daten von 378 der 445 in Europa einheimischen Brutvogelarten. Zwischen 1980 und 2017 haben die Vogelbestände um 17 bis 19 % abgenommen, was einem Verlust zwischen 560 und 620 Millionen Vögel entspricht.

Verluste konzentrieren sich auf wenige Arten

Fitis im Schilf Foto: V. LautenbachNicht alle Arten zeigen negative Bestandsentwicklungen. Jedoch stehen Zunahmen einiger Arten um 340 Millionen Vögel Abnahmen anderer Arten um bis zu 900 Millionen Vögel gegenüber. Insbesondere die überproportionale Abnahme einer kleineren Anzahl häufiger Vogelarten beeinflusst die insgesamt starken Verluste. So entfallen 69 Prozent der Rückgänge auf gerade einmal acht Arten, die überwiegend in ländlich geprägten Lebensräumen brüten bzw. dort Nahrung suchen:

1. Haussperling -247 Mio. Ind.
2. Schafstelze -97 Mio. Ind.
3. Star -75 Mio. Ind.
4. Feldlerche -68 Mio. Ind.
5. Fitis -37 Mio. Ind.
6. Girlitz -35 Mio. Ind.
7. Bluthänfling -34 Mio. Ind.
8. Feldsperling -30 Mio. Ind.

Ähnliche Entwicklungen in Deutschland

Der größte Teil dieser Arten nimmt auch in Deutschland ab. So gibt es beispielsweise in Deutschland im Vergleich mit 1980 je 55 Prozent weniger Stare und Feldlerchen. Die Rückgänge in Deutschland tragen beim Star mit ca. 5 Prozent, bei der Feldlerche mit ca. 3 Prozent zur europaweiten Entwicklung bei. Die Verluste aller acht vorgenannten Arten summieren sich allein zwischen 1992 und 2016 auf 14,2 verlorenen Vogelindividuen in Deutschland. Das sind 87 Prozent der insgesamt ca. 16,4 Millionen verlorenen Vogelindividuen.

Mit dem Haussperling und der Wiesenschafstelze nehmen in Europa aber zwei Arten am stärksten ab, die hierzulande seit 1980 insgesamt stabile Bestandsentwicklungen aufweisen. Bei beiden Arten zeigen sich allerdings in der jüngeren Vergangenheit Trendänderungen, so dass der Haussperling in Deutschland seit 2004 sogar um 24 Prozent im Bestand zugenommen hat, während die Schafstelze seitdem in Deutschland um 21 Prozent zurückgegangen ist.

Beim Haussperling vermuten die Autoren der Studie als Ursachen der europaweit negativen Entwicklungen mangelnde Nahrungsressourcen, Infektionskrankheiten oder auch Luftverschmutzung. Für Deutschland besteht bezüglich der Ursachen der Zunahmen des letzten Jahrzehnts noch Forschungsbedarf.

In einzelnen Habitaten zeigen sich durchaus sehr unterschiedliche Entwicklungen. Die stärksten Verluste finden sich deutschland- ebenso wie europaweit bei den Agrarvogelarten. Als Ursachen wurden bereits die Intensivierung der Bewirtschaftungsweise, u.a. mit Monokulturen, hoher Bearbeitungsfrequenz und starkem Pestizideinsatz ermittelt.

Zu den Gewinnern gehören hingegen Arten, die in Wäldern, Parks und Grüngürteln der Siedlungen vorkommen. Dazu gehören beispielsweise Mönchsgrasmücke, Ringeltaube und Zilpzalp, die auch in Deutschland positive Bestandstrends aufweisen.