Mit vereinten Kräften für den Umweltschutz wurde der Strand von Minsener Oog von 12 Kubikmetern Meeresmüll befreit
Wilhelmshaven – 120 Freiwillige haben in diesem Jahr wieder Meeresmüll auf Minsener Oog gesammelt: Erneut war dies eine Gemeinschaftsaktion der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, der Naturschutz- und Forschungsgemeinschaft Mellumrat e.V. und der Wattfahrer-Vereinigung Soltwaters e.V. in Zusammenarbeit mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee und der Reederei Warrings.
Für die 120 Segler*innen und Seekajak-Fahrer begann der Tag bereits früh in Hooksiel und Horumersiel, um sich gegen 11 Uhr mit 23 Segelbooten an der Südspitze der unbewohnten Insel Minsener Oog trocken fallen zu lassen. Nach einer Begrüßung durch die Organisatoren ging es bei bestem Wetter in vier Gruppen rund um die Insel: Es wurde alles gesammelt, was nicht an den Strand gehört – vor allem Plastikteile, aber auch Glas und viele Netzreste aus der Fischerei.
Nach 3 Stunden kamen durch die eifrigen Sammler*innen 24 Big Bags mit ca. 12 Kubikmetern Meeresmüll zusammen. „Der engagierte Einsatz und die akribische Arbeit unserer vielen Freiwilligen haben der Aktion erneut zu einem großen Erfolg verholfen und den Strand von Minsener Oog von Meeresmüll befreit“, freut sich Gerd Scheffler, Initiator der Aktion seitens Soltwaters.
Bis auf die Zwischenzone im Süden gehört Minsener Oog zur streng geschützten Ruhezone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Dort sind von März bis Oktober die Naturschutzwarte des Mellumrates stationiert. Sie erfassen die Brutbestände der Vögel, informieren Besucher*innen über die ökologischen Besonderheiten des Schutzgebietes und schützen die Tiere vor Störungen.
Da die Insel sonst unbewohnt ist, wird der gesamte am Strand vorkommende Müll aus dem Meer durch Wind und Wellen auf die Insel verfrachtet. Dies führt eindrucksvoll vor Augen, wie auch von der Zivilisation entferntere Gebiete durch unseren Müll negativ beeinflusst werden. „Ich habe schon häufiger an Sammelaktionen teilgenommen und dennoch ist es immer wieder aufs Neue erschreckend, wieviel Müll man findet“, sagt Einsatzleiterin Dr. Thea Hamm von der Nationalparkverwaltung. Meeresmüll birgt viele Gefahren für verschiedenste Meeresbewohner: „Er kann Robben und Seevögel strangulieren oder verletzen und bei der Nahrungssuche aufgenommen werden. Dann setzt ein falsches Sättigungsgefühl ein und die Tiere können keine richtige Nahrung mehr aufnehmen, da der Magen bereits durch das unverdauliche Plastik gefüllt ist“, erläutert Dr. Dietrich Frank, Gebietsbetreuer beim Mellumrat für Minsener Oog.
Letztes Jahr musste die Müllsammelaktion nach dem ungewöhnlich starken Ausbruch der Vogelgrippe in den Seeschwalben-Kolonien abgesagt werden. „Wir nutzen die Müllsammelaktion dieses Jahr daher auch, um noch mehr Vögel auf Vogelgrippe zu testen und die Verbreitung des Virus besser im Auge behalten zu können“, berichtet Dr. Florian Packmor, Brutvogelexperte bei der Nationalparkverwaltung.
Die Teilnehmenden der Sammelaktion erhielten von der Nationalparkverwaltung eine Sondergenehmigung zum Betreten der Ruhezone. Die Aktion fand nach Ende der Brutzeit der gefährdeten Strandbrüter wie Zwergseeschwalbe statt, zu deren Schutz an der Südspitze temporär Brutgebiete markiert werden, die nicht betreten werden dürfen. Um rastende Wasser- und Watvögel nicht zu stören, wurde die Aktion während der Niedrigwasserphase durchgeführt, wenn die Vögel in den Wattflächen verstreut Nahrung suchen und sich nicht an den Hochwasser-Rastplätzen aufhalten.
Wie in den Vorjahren unterstützt die Reederei Warrings die Aktion freundlicherweise durch den fachgerechten Abtransport des gesammelten Mülls zur Küste.
Müll gar nicht erst entstehen lassen
Müllsammelaktionen an Stränden sind äußerst wichtig, um den bereits vorhandenen Meeresmüll in der Umwelt zu reduzieren. Zusätzlich sensibilisieren sie für die Problematik und leisten damit einen wichtigen Beitrag, das einzigartige UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer zu bewahren. Allerdings sind Müllsammelaktionen nur eine Symptombehandlung. Noch wichtiger ist es, das Problem an der Wurzel bekämpfen und den Umgang mit Müll, insbesondere mit Plastik, grundlegend zu ändern. Müll darf gar nicht erst in die Umwelt gelangen. Denn nur ein kleiner Teil des Meeresmülls, ca. 15–20 %, treibt an der Oberfläche und wird an Stränden angeschwemmt. Langfristig sammelt sich Müll am Meeresboden und schädigt dort auf lange Zeit Lebewesen und Habitate.
Jede*r kann im Alltag darauf achten, Plastik zu vermeiden, sei es beim Kauf von Lebensmitteln oder Kleidung. Viele Anregungen und Hinweise bieten dazu zum Beispiel der WWF (https://www.wwf.de/aktiv-werden/tipps-fuer-den-alltag/tipps-zur-plastikvermeidung) oder der Nabu (https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/alltagsprodukte/19463.html).