Das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer ist durch die zunehmenden Herausforderungen durch die Energiewende (Leitungstrassen von den Offshore–Windparks zum Festland) und dem Abbau von Ressourcen (Gasförderung in den küstennahen Gebieten der Niederlande unweit von Borkum) gefährdet. Das dokumentiert ein Bericht der UNESCO, der schon am 28. August 2023 verfasst wurde, doch nun auf der 45. Sitzung im saudischen Riad größere Aufmerksamkeit findet. Es schockiert, dass die UNESCO auf diese Sachverhalte aufmerksam machen muss, obwohl doch Dänemark, Deutschland und die Niederlande erst auf der 14. Trilateralen Wattenmeerkonferenz (2022) die Wilhelmshavener Erklärung beschlossen hatten und diese dann im Mai 2023 von den Repräsentanten der drei Staaten unterzeichnet wurde. In dieser Erklärung haben die Minister der drei beteiligten Staaten den Wattenmeer-Ausschuss dezidiert dazu beauftragt, bei der „konkreten Umsetzung der einschlägigen EU-Ziele sowie zur Umsetzung internationaler Übereinkommen beizutragen, beispielsweise des Übereinkommens zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks (OSPAR-Übereinkommen)“. Das Umweltministerium stellt auch klar, dass das Wattenmeer einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen die Klima- und Biodiversitätskrise leisten (kann): Als natürliches, artenreiches Ökosystem ist es in der Lage, erhebliche Mengen an Klimagasen in Salz- und Seegraswiesen und in Schlickböden zu speichern. Diese Funktionen will das BMUV durch umfangreiche Maßnahmen im Rahmen des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz zusammen mit den Küstenländern stärken. Gleichzeitig aber setzen die ökonomischen Interessen mit Unterstützung der Bundesregierung das fragile Ökosystem Wattenmeer immer mehr unter Druck. Alle drei Vertragsstaaten sind nun aufgefordert, gegenüber der UNESCO bis zum 1. Februar 2024 einen aktualisierten Bericht über den Erhaltungszustand des UNESCO-Weltnaturerbes Wattenmeer vorzulegen, der dann auf der kommenden 46. Sitzung des Welterbe-Komitees geprüft werden wird. Aktuell hat sich die UNESCO an Deutschland und die Niederlande gewandt wegen möglicher Beeinträchtigungen des Wattenmeers u. a. durch Öl- und Gasgewinnung sowie durch die mit der Energiewende einhergehenden Kabelverlegungen quer durchs Wattenmeer. Ein Verzicht auf jegliche Gewinnung fossiler Energieträger und Rohstoffabbau im oder im Umfeld des Wattenmeers wird seitens der UNESCO gedrungen: Die Rohstoffgewinnung sei mit dem Welterbe-Status des Wattenmeers unvereinbar, erklärte die Welterbe-Kommission der UNESCO während ihrer laufenden Sitzung im saudi-arabischen Riad – so dpa. Das Vorhaben Gas seewärts der Insel Borkum zu gewinnen, könnte so doch noch verhindert werden. Selbst die beabsichtigte Ausweitung der Ölgewinnung im Wattenmeer in Schleswig-Holstein sollte dadurch schwieriger werden.