Noch bevor die Coronakrise sich bei uns in Deutschland zuspitzte, hatte der Mellumrat e.V. seinen Vorbereitungskurs für die diesjährigen Naturschutzwarte. Neben der Erfassung der Brut- und Gastvögel haben die Naturschutzwarte eine Vielzahl von weiteren Aufgaben zu bewältigen. So werden Forschungsvorhaben verschiedener Institute und Universitäten unterstützt. Die wissenschaftliche Arbeit in den Schutzgebieten liefert Grundlagen für den internationalen Wattenmeerschutz und für Natur- und Artenschutzprojekte. Außerdem spielt die Schutzgebietsbetreuung gerade im UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer eine immer wichtigere Rolle. So ist die Öffentlichkeitsarbeit ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Im Lehrgang wurden die Naturschutzwarte von Experten der Nationalparkverwaltung, des Vereins und anderen Partnern umfassend auf ihr breit gefächertes Aufgabengebiet vorbereitet. Nach diesem Lehrgang waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hochmotiviert und freuten sich auf die neue Saison in ihren jeweiligen Naturschutzgebieten. Dann kam es anders.
Auf Wangerooge hat eine Freiwillige aufgrund der Corona-Krise die Insel Wangerooge verlassen, um bei Ihrer Familie zu sein. Unter entsprechenden Vorkehrungen können unsere drei anderen Freiwilligen zumindest einen Teil der Erfassungen durchführen – die geplante Einarbeitung und fachliche Begleitung vor Ort durch den Mellumrat muss allerdings entfallen. Unterstützung in der Krise erhalten wir derzeit durch Silke Schmidt, Leiterin des Nationalpark-Hauses auf Wangerooge. Sie steht unseren Freiwilligen mit Rat und Tat zur Seite und unterstützt die Arbeit in ihrer Freizeit. Zwar sind unsere Freiwilligen etwas durch den Wegfall der “Vogelkundlichen Führungen” entlastet, bedeutet dies allerdings auch weniger Spenden für den Verein. Darunter leidet auch das Nationalpark-Haus. Das Nationalpark-Haus ist wie alle anderen Öffentlichkeits- und Bildungseinrichtungen geschlossen.
Ob wir unsere Station auf Mellum eröffnen können, war lange unklar. Viele Fragen und Unsicherheiten mussten vorab geklärt werden. Die Gesundheitsbehörde des Landkreises Friesland erteilte dann eine entsprechende Genehmigung.
Jetzt am Wochenende konnten dann zwei Naturschutzwarte zusammen mit Jonas Frey vom Mellumrat zur Insel fahren. Trotzdem waren die Bedingungen beim Verladen des Schiffes anders als üblich. “Abstand halten” war das Motto und dementsprechend war die Begrüßung zum Kapitän und auch die Verabschiedung am Hafen. Sicher auf Mellum angekommen, haben die drei gleich die erste Wasser- und Watvogelzählung absolviert, den Fledermausdetektor installiert und sich häuslich eingerichtet.
Ursprünglich war vorgesehen, dass vier Freiwillige auf Mellum zum Einsatz kommen, zwei konnten aber aufgrund von Reisebeschränkungen ihren Dienst nicht antreten. Mit „kleiner“ Besetzung kann jetzt aber zumindest ein Teil der vielfältigen Aufgaben durchgeführt werden.
Im Falle Minsener Oogs verzögert die Corona-Krise eine erforderliche Bauwerksprüfung der Station, so dass die Arbeit noch nicht aufgenommen werden konnte. Gemeinsam mit allen Beteiligten arbeitet der Mellumrat an einer raschen Lösung.
Unterdessen kann unsere Beauftragte für das Sager Meer, Frau Dr. Baumann, die Felderfassungen im NSG “Sager Meere und Heumoor” weiterhin durchführen.
Wir alle sind nach Kräften bemüht – unter besonderen Umständen – unsere Aufgaben wie vorgesehen durchzuführen und werden auch versuchen, Sie regelmäßig zu informieren.