Intensive Landwirtschaft bedroht die Vogelartenvielfalt

ein bedrohter Kulturfolger: der Kiebitz / Foto: © Mellumrat / Jan Marx 2021Münster – Laut dem Dachverband Deutscher Avifaunisten zeigt eine aktuelle Studie des European Bird Census Council, welche der Umweltveränderungen in Europa sich besonders auf die Bestände der europäischen Vogelwelt auswirken.

Dafür wurden Geo-Daten über die Bewaldung, das Ausmaß der Intensivierung der Landwirtschaft, die Bebauungsdichte und den Temperaturanstieg im Zusammenhang mit den Beobachtungsdaten von 170 Vogelarten ausgewertet. Die Bestandsdaten der Vogelarten entstammen dem europäischen Brutvogelmonitoring (PECBMS), zu dem Fachverbände aus 28 europäischen Ländern Daten beisteuern.

Über einen Zeitraum der letzten 37 Jahre flossen Beobachtungsdaten von bis zu 20.000 Lokalitäten innerhalb Europas in die Datenauswertung ein. Die deutsche Datenbasis beruht auf den Ergebnissen des Monitorings häufiger Brutvögel des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA). Diese beeindruckende Datenmenge wurde mithilfe eines analytischen Ansatzes, der die Zusammenhänge zwischen den Lebensbedingungen der Vögel, dem menschlichen Einfluss und den Bestandszahlen der Vogelarten berücksichtigt, ausgewertet. 

Besonders deutliche Ergebnisse gibt es im Hinblick auf den Einfluss der intensiven Landwirtschaft auf die Vogelwelt. Die intensive wirtschaftliche Landnutzung vertreibt nicht nur viele Arten aus ihren angestammten Lebensräumen, indem sie ehemalige Wiesen oder Blühflächen als bearbeitungsintensives Acker- oder Grünland nutzt, sondern bedroht auch mit dem breiten Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln den Bestand vieler Agrarvogelarten. Besonders stark sind Arten betroffen, die am Boden brüten, sich hauptsächlich von Insekten ernähren und/oder die für die Aufzucht ihrer Jungen auf das Vorkommen von Insekten in ihrem Lebensraum angewiesen sind. 

Die deutliche Botschaft der Studie: Die Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere der verstärke Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden schadet der Vogelwelt in starkem Ausmaß. Deutlich mehr als die Zersiedelung der Landschaft oder die Temperaturerwärmung im Zuge des Klimawandels. 

Speziell für Deutschland zeigt sich, dass es nicht ausreicht, die fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft zu verlangsamen, wenn der Anteil der intensiv bewirtschafteten Fläche bereits sehr hoch ist. 

Wie bereits vor Kurzem in einer Publikation des DDA in Kooperation mit der Georg-August-Universität Göttingen und dem Thünen-Institut für ländliche Räume, Wald und Fischerei gezeigt, spielen Brachflächen und die Komplexität der Landschaft eine wichtige Rolle für das Vorkommen von Agrarvogelarten. Hochintensiv genutzten Landschaften fehlt es aber aufgrund der hohen Mechanisierung und Bearbeitungsintensität oft an der notwendigen Strukturvielfalt. Vogelbestände können sich unter diesen Umständen nicht erholen. Dies spiegelt sich in dem im europäischen Vergleich in Deutschland sehr stark negativen Bestandsentwicklungen der Agrarvögel wider.

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