Meeresbewohnern genetisch auf der Spur

Schüler:innen des Neuen Gymnasiums Wilhelmshaven erforschen die Biodiversität im Weltnaturerbe Wattenmeer

Schüler:innen bereiten die Wasserproben für die Laboruntersuchung vor. Foto: NLPV Wie viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten leben eigentlich in unseren Weltmeeren und wie wirkt sich der Klimawandel auf die Artenvielfalt in den Meeren aus? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, hat das UNESCO Welterbezentrum in Paris ein sogenanntes Citizen Science Projekt gestartet, in dem u.a. Schüler UmweltDNA (eDNA) sammeln. Das Neue Gymnasium Wilhelmshaven gehört zu den ersten Schulen, die jetzt in der Pilotregion Wattenmeer an den Start gehen.

Das Wattenmeer ist nicht zuletzt aufgrund seiner hohen Biodiversität mit über 10.000 Arten als Weltnaturerbe ausgezeichnet worden. Damit wurde es Teil der Gemeinschaft von 50 Meeres-Welterbestätten weltweit: einzigartige Meeresgebiete, zu deren Schutz sich die Weltgemeinschaft verpflichtet hat. Das Wattenmeer ist eine Pilotregion für das UNESCO-Forschungsprojekt und damit die erste Welterbestätte, in der diese Proben gesammelt werden. Vom 21. – 25. September starten Schüler:innen bzw. Junior Ranger in der Nähe von Esbjerg (Dänemark), auf Nordstrand (Schleswig-Holstein), Neuwerk (Hamburg), Texel (Niederlande) und in Wilhelmshaven, um die entsprechenden Proben zu sammeln. Wattenmeerweit koordiniert das Gemeinsame Wattenmeersekretariat die Probennahme, in Deutschland in Zusammenarbeit mit den Nationalparkverwaltungen.

Wie funktioniert dieser neue Forschungsansatz? Meeresarten geben ihre DNA an das sie umgebende Wasser ab. Das genetische Material aus Abfall, Schleim oder Zellen in einem Liter Wasser kann den Artenreichtum in einem bestimmten Gebiet bestimmen, ohne dass die Organismen tatsächlich aus ihrer Umgebung entnommen werden müssen. Die kostengünstige und ethisch vertretbare Entnahme von eDNA-Proben hat das Potenzial, das Wissen über Ökosysteme und Artenvielfalt zu revolutionieren und die nächste Generation von Meeresforschenden zu inspirieren. Durch die Entnahme der Proben trägt das Projekt dazu bei, die biologische Vielfalt der Meere und die Auswirkungen des Klimawandels auf die Verteilungsmuster der Meereslebewesen in den zum UNESCO-Welterbe gehörenden Meeresgebieten zu messen.
In Wilhelmshaven war die Biosphärenschule Neues Gymnasium (NGW) sofort von der Idee begeistert, sich an dem Projekt zu beteiligen. „Dies ist eine wunderbare Chance für Schülerinnen und Schüler, innovative Forschungsansätze aus nächster Nähe kennen zu lernen und sich aktiv daran zu beteiligen“, so Dr. Wiebke Endres, Koordinatorin des MINT-Bereiches am NGW. Schulleiter Stefan Fischer betont, dass sich das Neue Gymnasium Wilhelmshaven als MINT-Excellence Schule durch zahlreiche Akademien und Projekte auszeichnet, welche „Forschung erfahr- und erlebbar machen und die individuellen Interessen und Begabungen eines jeden Kindes gezielt fördern. Dazu gehören auch zahlreiche Angebote im Bereich der Meeresbiologie.“  

Die Analyse der Proben konzentriert sich auf die Fischfauna, ein wichtiges Thema in der trilateralen Wattemeerkooperation. „Mit der Analyse der eDNA in den Wasserproben haben wir die Möglichkeit, uns schnell einen Überblick über die räumliche Verteilung von Fischarten zu verschaffen. Wir sind gespannt, ob wir auch seltene Hai- und Rochenarten in den Proben entdecken“, so Dr. Gregor Scheiffarth, Forschungskoordinator bei der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer.

Hintergrund für die Initiative der UNESCO ist die Tatsache, dass 75% der Meeres-Welterbestätten vom Klimawandel bedroht sind. Es ist davon auszugehen, dass dies auch Auswirkungen auf die Fischfauna hat. Mit der weltweiten Erfassung über eDNA ist es nun möglich, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität zu beschreiben. Die Ergebnisse werden allen Interessierten über das „UNESCO Ocean Biodiversity Information System (OBIS)” zur Verfügung gestellt und können von Wissenschaftler:innen weiter analysiert werden. Das Projekt findet im Rahmen der UN-Dekade der Ozeanwissenschaften für nachhaltige Entwicklung statt.

Weitere Infos zu Biosphärenschulen: https://www.nationalpark-wattenmeer.de/wissensbeitrag/biosphaerenschulen/