Wilhelmshaven, 1. November 2023 Der Bestand der Seehunde im grenzüberschreitenden Weltnaturerbe Wattenmeer Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande sowie der Insel Helgoland wird regelmäßig überprüft. Die diesjährige Zählung der Jungtiere ergab einen Anstieg um 10 % im Vergleich zum Vorjahr.
Der während des Fellwechsels gezählte Bestand aller Seehunde weist jedoch einen Rückgang von 4 % auf. Es ist das dritte Jahr in Folge, in dem die trilaterale Expertengruppe für Meeressäugetiere einen Rückgang im Gesamtbestand der Seehunde festgestellt hat. Die Ursachen für diesen negativen Trend sind noch nicht eindeutig identifiziert.
Im Juni wurden im Wattenmeer 9.334 Jungtiere gezählt; 2022 waren es 820 weniger. Hierbei wurde in drei Teilgebieten des Wattenmeeres ein Anstieg beobachtet. In Dänemark stieg die Zahl der Jungtiere um 23 %, in Schleswig-Holstein um 12 % und in den Niederlanden um 18 %. In Niedersachsen und Hamburg wurde dagegen ein Rückgang von 5 % festgestellt. Auf Helgoland wurde kein Jungtier gesichtet. Die Entwicklung der nächsten Jahre wird zeigen, ob der Jungtierbestand dem Trend der Gesamtzahlen folgt und abnehmen wird.
Während des jährlichen Fellwechsels im August 2023 wurden im Wattenmeer die niedrigsten Zahlen seit 2010 beobachtet. Insgesamt wurden 22.621 Seehunde gezählt. Der Bestand ging in allen Gebieten zurück. Ausnahmen sind Niedersachsen und Hamburg, wo ein Anstieg um 17 % auf 5.639 Tiere im Vergleich zu 2022 verzeichnet wurde. In Dänemark sank die Zahl der Seehunde um 19 % auf 2.268 Tiere. In Schleswig-Holstein wurden 7.936 Tiere gezählt, was einem Rückgang von 5 % gegenüber 2022 entspricht. In den Niederlanden wurden 6.706 Seehunde gezählt, 11 % weniger als 2022. Auf Helgoland wurden 72 Tiere gezählt; im Jahr 2022 waren es noch 98 (-27%).
„Angesichts dieses anhaltenden Rückgangs der Zahlen können wir mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass der Bestand abnimmt“, sagt Anders Galatius von der Universität Aarhus, Hauptautor des Berichts. „Es wäre wichtig, die möglichen Ursachen zu untersuchen, zu denen eine Verschlechterung des Lebensraums, die Verfügbarkeit von Nahrung und die zunehmende Zahl von Kegelrobben in dem Gebiet gehören könnten.“
Die Zahl der während des Fellwechsels beobachteten Seehunde stagniert seit 2010; die letzten drei Jahre verzeichneten einen Rückgang. Die höhere Sterblichkeit, sowie Verhaltensänderungen könnten durch verschiedene Faktoren beeinflusst sein. Dazu zählen möglicherweise eine Verschlechterung des Lebensraums und Störungen im Wattenmeer oder vor der Küste (z. B. zunehmende menschliche Einflüsse wie Fischerei, Schifffahrt oder Windkraftanlagen) sowie die direkte Konkurrenz um Ressourcen mit der Fischerei oder mit anderen Meeressäugetieren. Auch die Sterblichkeit als Beifang der Fischerei oder als Beute für andere Tiere könnte eine Rolle spielen. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die relativen Auswirkungen dieser verschiedenen Faktoren zu bestimmen.
Der Expertenbericht ist als Download hier verfügbar: www.waddensea-worldheritage.org/node/2094