SDN wendet sich gegen Verklappung von Hafen-Schlick in die Nordsee

SDN – Varel/Elbmündung/Hamburg. Wieder einmal scheint es sich zu bewahrheiten: Die alte Denkweise “habe ich Müll, werfe ich ihn einfach ins Meer  und ist für immer weg!” ist noch lange nicht verschwunden.
Verklappung von Baggergut Foto: SDN/AndryszakAktuelles Beispiel dafür ist ein internes Dokument der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), das dieser Tage von der Wochenzeitung “Die Zeit” öffentlich gemacht wurde. Demnach bestehe die Gefahr, falls das Problem der Schlickablagerungen am Grund des Hamburger Hafens nicht schnell genug gelöst würde, dass Schiffe mit großem Tiefgang in 2021 nicht mehr auf der Elbe fahren dürften. Bis März 2021 müsse demnach eine Lösung gefunden sein. Ansonsten, so notiert die Hafenverwaltung, sei der Ausbau, also die Elbvertiefung, schlicht “zwecklos”. Eine mögliche Lösung stelle laut HPA die Verklappung des Hafenschlicks auf einer noch zu Hamburg gehörenden Fläche gleich neben der Elbfahrrinne dar; nördlich der zum Nationalpark Wattenmeer gehörenden Insel Scharhörn. Und als zukünftige Verklappungsregion stünde auch die offene See der AWZ in Überlegung.

„Und wieder einmalGerd-Christian Wagner, Vorsitzender der SDN Foto: SDN/Andryszak steht umsichtige Vorsorge für die Umwelt mit kurzsichtigen Entscheidungen kleinstaatlicher Hafenpolitik im Widerstreit”, ärgert sich Bürgermeister Gerd-Christian Wagner, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN). Das Wattenmeer und die Nordsee seien doch keine kostengünstige Müllkippe verfehlter Hafenpolitik. Von mechanischen Verletzungen größerer Fische über das Einsaugen von kleinen Fischen und deren Brut durch die Bagger bis hin zu Verschüttungen durch tausende Tonnen teilweise mit Schadstoffen belasteten Schlicks sei alles dabei. „Es ist einfach an der Zeit wirklich umzudenken!“, appelliert Wagner an die politische Vernunft.

Ulrich Birstein, stellvertretender SDN-Vorsitzende Foto: SDN / Andryszak„Das immer größer werdende Problem mit der Verschlickung ist rein von Menschen gemacht“, ist sich der stellvertretende SDN-Vorsitzende Ulrich Birstein sicher. Er habe als Elblotse über viele Jahre reichlich Erfahrungen mit der immer stärker werdenden Strömung der Elbe gesammelt. Hauptgrund der starken Verschlickung des Hamburger Hafens und erst recht der Häfen an der Unterelbe sei die Tidendynamik. Ihr mangle es immer mehr an einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Ebbe und Flut. Und das mit jeder weiteren Flussvertiefung umso mehr. Mit dem Resultat, das die Flut nicht nur immer höher aufliefe, sondern auch mit mehr Wucht und Schlick im Gepäck. „Da bleibt als einzige Lösung: Die Elbe muss wieder langsamer werden!“ Und das gehe nur, ist sich Birstein sicher, wenn man ihr wieder mehr Raum gebe.

Somit fordert die Schutzgemeinschaft von den politisch verantwortlichen im Bund und den Küstenländern:

– Die Vertiefung von Elbe, Weser und Ems zu stoppen,

– die Schlick-Verklappung in der Nordsee zu beenden, zumal belastete Sedimente bis an die cuxhavener sowie schleswig-holsteinischen Wattengebiete verdriften,

– keine Verbringstelle nördlich der Naturschutzinsel Scharhörn oder der Ausschließlichen Wirtschaftszone,

– strombauliche Maßnahmen zur Verlangsamung der Elbströmung, wie Rückdeichungsprojekte, Wiederanschluss von Nebenelben und Überflutungsflächen, damit der Fluss wieder mehr Platz bekommt,

– Aufnahme einer norddeutschen Hafenkooperation,

– Erstellung eines Hafenentwicklungsplanes, der die Grenzen des Wachstums des Hamburger Hafens aufzeigt,

– Förderung und Erforschung von Techniken, mit dem der Schlick schadstofffrei und dauerhaft umweltschonend entsorgt werden könnte, wie die Herstellung von gebrannten Ziegeln oder als Material für den Deichbau,

– Einhaltung der Regelungen der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL), die von Hamburg 2016 unterzeichnet wurde.

 

„Rechtlich ist das Einbringen von Hafenschlick eine Form der Abfallbeseitigung“, erläutert der SDN-Vorsitzende. „Hierfür gilt der Vorrang einer Verwertung, auch für Kommunen, mittelständische Betriebe und natürlich auch für die Hansestadt.“